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Künstler: Rammstein Album: Sehnsucht Erscheinungsjahr: 1997 Anspieltipp: Fehlanzeige Autor: Markus Rammstein ist eine von Grund auf polarisierende Band: Während die einen die deutsche Formation in ihr Herz geschlossen haben, lassen die anderen keine Gelegenheit unversucht, den Recken um Oberhühne Till Lindemann kommerzielle Absichten zu unterstellen und der sechsköpfigen Mannschaft Steine in den Weg zu legen. Während das Debutalbum „Herzeleid“ trotz der schon zu Zeiten jener Veröffentlichung vorherrschenden Uneinigkeit unter den Musikfans, überwiegend positive Rezessionen einstrich, sah man sich anno 1997 zum ersten Mal mit breit gefächerter Kritik konfrontiert. Stein des Anstoßes war die im Vorfeld der Veröffentlichung des Zweitwerkes ins Rennen geschickte Single „Engel“, die wochenlang die deutschen Charts anführte und fortan nicht mehr aus den Kinderzimmern der Nation wegzudenken war. Der Sprung in den Mainstream war also noch vor Veröffentlichungstermin von „Sehnsucht“ vollzogen. Rammstein hatten durch die äußerst kommerzielle Ausrichtung des Vorboten ihren Kritikern deutlich gemacht, dass die Band ihren Fokus in erster Linie auf finanzielle Errungenschaften richten wollte, anstatt künstlerische Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Dieser Argumentation folgend ist „Sehnsucht“ auch nur ein ziemlich lauer Aufguss des meiner Meinung nach schon nicht gerade berauschenden Debutalbums geworden. Neue Ideen sucht man vergeblich, wenngleich man wie bereits erwähnt etwas gemäßigter zu Werke geht, was vor allem auf die vermehrte Hinzunahme von elektronischen Elementen zurückzuführen sein dürfte. Textlich begibt man sich in die niedrigsten Regionen, die die deutsche Sprache zu bieten hat und leistet sich Peinlichkeiten am Fließband, wie man beispielsweise in den Texten zum wenig überzeugenden Titeltrack oder insbesondere „Küss mich“ nachlesen bzw. -hören kann. Leere Metaphern sowie schwachsinnige sexuelle Phantasien bilden die Grundlage für die meisten Songs, was weniger Entrüstung sondern eher Lachkrämpfe hervorrufen sollte. Nicht nur die unterirdischen und keinesfalls besonders provokativ daherkommenden Lyrics bieten allerdings Grund zu berechtigter Kritik, auch die Gesangsleistung eines Till Lindemann muss mit einem dicken Fragezeichen versehen werden. Bestes Beispiel hierfür ist die völlig in die Hose gegangene Ballade „Klavier“, die erstens wie ein schlechtes Abziehbild des Songs „Seemann“ wirkt und zu allem Überfluss auch noch völlig schief eingesungen wurde. Nicht nur bei diesem Song werden dem Frontmann seine Grenzen aufgezeigt. Über die gesamte Spieldauer des Albums mutet sein immer in derselben Tonlage vorgetragener Sprechgesang äußerst ermüdend und nervig an. Musikalische Bandbreite vermisst man auf „Sehnsucht“ ebenfalls vollkommen. Richtig heavy wird es eigentlich nie. Die beiden härtesten Kompositionen namentlich „Du hast“ und „Bück dich“ finden sich in der Mitte des Albums und werden eingekesselt von Tracks, die weder Fisch noch Fleisch sind, aber jederzeit äußerst primitive Riffs aufweisen, die einen mittelgroßen Gähnanfall beim Zuhörer auslösen. Wenig wuchtig kommt auch das mechanisch anmutende Drumming aus den Boxen, welches auf „Herzeleid“ zumindest noch ein wenig Druck aufgebaut hatte. Rammsteins Zweitwerk ist einfach kilometerweit davon entfernt, der viel gerühmte Klassiker zu sein, für den es von Seiten der zugegebenermaßen äußerst zahlreichen Anhängern der Band gehalten wird. Angesichts der zahlreichen textlichen und musikalischen Aussetzer komme ich daher nicht umher, die angemessene Punktzahl zu verteilen.
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